Fügetechnik

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Die Fügetechnik ist ein Kernbereich des Maschinenbaus und der Fertigungstechnik. Sie umfasst alle Verfahren, mit denen mindestens zwei Bauteile dauerhaft oder lösbar miteinander verbunden werden. Ohne Fügetechnik gäbe es weder Motoren noch elektrische Geräte oder Karosserien, denn erst das Fügen macht Einzelteile zu funktionalen Baugruppen.

In der Elektro- und Automobilindustrie ist die Fügetechnik besonders relevant, da hier elektrische Isolation, mechanische Festigkeit und hohe Zuverlässigkeit gleichzeitig gefordert sind. Ob Schweißen, Kleben, Nieten oder Verschrauben: Die Wahl des richtigen Fügeverfahrens bestimmt Lebensdauer, Kosten und Qualität des Endprodukts.

Grundlagen der Fügetechnik

Die Fügetechnik gehört nach DIN 8580 zu den sechs Hauptgruppen der Fertigungsverfahren. Sie ist in drei große Kategorien eingeteilt:

  1. Stoffschlüssige Verbindungen

    • Bauteile werden durch atomare oder molekulare Bindungen verbunden.

    • Typische Verfahren: Schweißen, Löten, Kleben.

  2. Formschlüssige Verbindungen

    • Teile greifen geometrisch ineinander.

    • Typische Verfahren: Nieten, Stiftverbindungen, Falzen, Schnappverbindungen.

  3. Kraftschlüssige Verbindungen

    • Die Verbindung wird durch Reibung oder Verspannung aufrechterhalten.

    • Typische Verfahren: Schrauben, Pressverbindungen, Keilverbindungen.

Viele praktische Anwendungen kombinieren diese Prinzipien, etwa Schraubverbindungen mit zusätzlichem Klebstoff oder Schweißnähte in Kombination mit Bolzen.

Wichtige Fügeverfahren im Überblick

  • Schweißen: stoffschlüssige Verbindung durch Schmelzen oder Druck. Weit verbreitet im Stahl- und Karosseriebau.

  • Löten: Verbindung über ein Schmelzlot, ohne das Grundmaterial zu verflüssigen. Wichtig für Leiterplatten und elektrische Kontakte.

  • Kleben: polymerbasierte Fügetechnik mit zunehmender Bedeutung, da Klebstoffe mechanische Festigkeit, Dämpfung und elektrische Isolation kombinieren können.

  • Schrauben und Muttern: lösbare kraftschlüssige Verbindungen mit hoher Flexibilität.

  • Nieten: formschlüssige Verbindung, unlösbar, besonders in Leichtbau und Flugzeugbau.

  • Press- und Schrumpfverbindungen: kraftschlüssige Verfahren durch mechanisches Fügen von Wellen, Zahnrädern oder Lagern.

  • Ultraschall- und Laserschweißen: moderne Verfahren für Kunststoffe und Metallfolien, zunehmend in der Batterie- und E-Mobility-Fertigung genutzt.

Anforderungen und Qualitätsaspekte

Ein Fügeverfahren wird nicht allein nach der Festigkeit ausgewählt. Weitere Kriterien sind:

  • Mechanische Eigenschaften: Zugfestigkeit, Scherfestigkeit, Dauerfestigkeit.

  • Thermische Beständigkeit: Verhalten bei Temperaturzyklen oder Dauerlast.

  • Elektrische Eigenschaften: Isolation oder Leitfähigkeit, je nach Einsatzfall.

  • Korrosionsbeständigkeit: Schutz vor Oxidation oder Elektrolyteinflüssen.

  • Wirtschaftlichkeit: Investitions- und Prozesskosten, Taktzeiten.

  • Montagefreundlichkeit: Automatisierbarkeit, Prüfbarkeit und Demontierbarkeit.

In der Elektrotechnik spielt zusätzlich die Durchschlagsfestigkeit und der Isolationswiderstand eine Rolle, insbesondere wenn Isolierteile oder Isolierfolien im Fügeprozess integriert sind.

Normen und Standards

Für die Fügetechnik gelten zahlreiche Normen, unter anderem:

  • DIN 8580: Klassifikation der Fertigungsverfahren.

  • DIN EN ISO 4063: Nummerierung und Bezeichnung von Schweißprozessen.

  • ISO 1465 / ISO 4587: Prüfmethoden für Klebverbindungen.

  • DIN ISO 2768: Allgemeintoleranzen, die auch für gefügte Baugruppen relevant sind.

  • IEC 60085: Isolierstoffklassen für Materialien, die beim Fügen isolierende Aufgaben übernehmen.

Einsatz in Elektro- und Automobilindustrie

  • Elektromotoren: Verschraubung von Gehäusen, Kleben von Magneten, Verschweißen von Blechpaketen.

  • Batterie- und E-Mobility-Fertigung: Laserschweißen von Kupfer- und Aluminiumfolien, Ultraschallfügen für Zellverbinder.

  • Leiterplattenfertigung: Löten und Kleben von Bauteilen.

  • Automotive Karosseriebau: Punktschweißen, Kleben und Nieten von Blechen.

  • Hochspannungsanlagen: Verschrauben und Kleben von Isolierteilen aus Aramidpapier, Mikanit oder FR4-Platten.

Vorteile und Herausforderungen

Vorteile

  • Große Vielfalt an Verfahren für jede Anforderung.

  • Kombination von Festigkeit, Dichtheit, Isolation und Designfreiheit.

  • Fortschrittliche Kleb- und Schweißverfahren ermöglichen Leichtbau und neue Werkstoffkombinationen.

Herausforderungen

  • Sicherstellung reproduzierbarer Qualität.

  • Auswahl des richtigen Verfahrens je nach Lastfall.

  • Prüfbarkeit und Qualitätssicherung, insbesondere bei Klebverbindungen.

  • Thermische Einflüsse beim Schweißen und Löten, die Materialeigenschaften verändern können.

GOBA Fazit

Die Fügetechnik ist das Bindeglied zwischen Konstruktion und Funktion. Sie entscheidet darüber, ob ein Bauteil im Betrieb zuverlässig arbeitet oder frühzeitig ausfällt. In der Elektroindustrie kommt neben Festigkeit und Wirtschaftlichkeit ein zusätzlicher Faktor hinzu: die elektrische Sicherheit. Moderne Entwicklungen – vom Laserfügen bis hin zu Hochleistungs-Klebstoffen – eröffnen neue Möglichkeiten, erfordern aber gleichzeitig präzise Normenkonformität und Prozesskontrolle. Für Einkäufer, Konstrukteure und Qualitätsmanager gilt: Nur die Kombination von Werkstoffwissen, Verfahrenstechnik und Normensicherheit gewährleistet wirtschaftliche und sichere Fügeprozesse.


Kontaktieren Sie uns gerne, um die optimale Lösung für Ihre Anforderungen zu finden.

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FAQ zur Fügetechnik

  • Fügetechnik umfasst alle Verfahren, mit denen Bauteile dauerhaft oder lösbar miteinander verbunden werden – z. B. Schweißen, Kleben, Schrauben.

  • Stoffschlüssige, formschlüssige und kraftschlüssige Verbindungen, oft auch in Kombination.

  • Klebtechnik ermöglicht das Verbinden unterschiedlicher Materialien, bietet zusätzliche Dämpfung und elektrische Isolation und unterstützt den Leichtbau.

  • Sie verbindet Isolierteile, Leiterplatten und Wicklungen und muss dabei elektrische Sicherheit und Spannungsfestigkeit gewährleisten.

  • DIN 8580 (Fertigungsverfahren), ISO-Normen für Schweiß- und Klebprozesse sowie DIN ISO 2768 für Toleranzen.

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